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Itivuttaka

Die Gruppe der Vierer

§ 100  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Ich bin ein Brahmane, Mönche, der stets auf Bitten eingeht, ich stehe mit offenen Händen da und trage meinen letzten Körper, ich bin ein unübertroffener Arzt und Chirurg.  Ihr seid meine Kinder, meine Söhne, seid aus meinem Mund geboren, aus dem Dhamma geboren, durch das Dhamma erschaffen, ihr seid Erben des Dhamma, keine Erben materieller Dinge.

 

„Es gibt zwei Geschenke:

das Geschenk aus materiellen Dingen und das Geschenk aus Dhamma.

Das höchste der beiden ist das Geschenk aus Dhamma.

 

„Es gibt zweierlei Teilen:

das Teilen materieller Dinge und das Teilen des Dhamma.

Das höchste der beiden ist das Teilhabenlassen am Dhamma.

 

„Es gibt zweierlei Hilfe:

die Hilfe in materiellen Dingen und die Hilfe im Dhamma.

Die höchste der beiden ist die Hilfe im Dhamma.

 

„Es gibt zwei Schenkungen:

die Schenkung materieller Dinge und die Schenkung des Dhamma.

Die höchste der beiden ist die Schenkung des Dhamma."


Er, der großzügig

die Schenkung des Dhamma gab,

der Tathagata,

allen Wesen:

Solch einem

- das beste Wesen unter menschlichen und göttlichen -

huldigen Wesen -

dem, der jenseits

              von Werden

              gegangen ist.

§ 101  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Diese vier Dinge, Mönche, sind so gut wie nichts, sind einfach zu erlangen und sind untadelig.  Welche vier?

 

„Ein Gewand aus weggeworfenem Tuch ist so gut wie nichts, ist einfach zu erlangen und ist untadelig. 

Almosenspeise ist so gut wie nichts, ist einfach zu erlangen und ist untadelig. 

Die Wurzel eines Baumes als ein Lager ist so gut wie nichts, ist einfach zu erlangen und ist untadelig. 

Medizin, die aus stinkendem Urin (1) bereitet ist, ist so gut wie nichts, ist einfach zu erlangen und ist untadelig. 

 

„Diese sind die vier Dinge, die so gut wie nichts, einfach zu erlangen und untadelig sind.

Wenn ein Mönch mit dem zufrieden ist, das so gut wie nichts, einfach zu erlangen und untadelig ist, dann sage ich, dass er eine der Komponenten des Asketenlebens besitzt."

 

Wer zufrieden ist mit dem, was untadelig,

so gut wie nichts und

einfach zu erlangen ist,

dessen Geist nicht verärgert ist über

Lagerstätte, Gewand,

Speis und Trank:

dem bieten die vier Richtungen

keine                       Hinderung.

Diese Dinge, verkündet als

‚für das Asketenlebengeeignet ‘,

sind dem Mönch eigen,

der umsichtig und zufrieden ist.

 

 

Anmerkungen

 

(1)  Dies ist eines der Grunderfordernisse eines Mönchs.  Es gibt Uneinigkeit, ob es sich auf in Urin gebeizte Medizin bezieht oder auf die Nutzung von Urin als Medizin (wie es heute noch in Teilen Asiens praktiziert wird).

§ 102  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Ich sage euch, Mönche, für den Wissenden und Sehenden gibt es das Enden der Ausströmungen, nicht für den Nichtwissenden und Nichtsehenden.   Für einen, was wissend und was sehend, gibt es das Enden der Ausströmungen?

 

„Für einen, der weiß und sieht:

‚Dies ist Stress’, gibt es das Enden der Ausströmungen.

Für einen, der weiß und sieht:

‚Dies ist die Entstehung von Stress’, gibt es das Enden der Ausströmungen.

Für einen, der weiß und sieht:

‚Dies ist die Beendigung von Stress’, gibt es das Enden der Ausströmungen.

Für einen, der weiß und sieht:

‚Dies ist der zur Beendigung von Stress führende Übungspfad’, gibt es das Enden der Ausströmungen.

Für einen, so wissend und so sehend, gibt es das Enden der Ausströmungen.“

 

Dem Lernenden in der Schulung

auf dem geraden Weg entsteht:

erstens          die Kenntnis des Endens,

dann              die endgültige Gewissheit, unübertroffene,

dann              die endgültige Gewissheit des Befreiten -

Befreiungskenntnis, allerhöchste,

die Kenntnis des Endens:

‚Die Fesseln sind zu Ende.'

Sicherlich nicht von einem faulen Dummkopf

einem unwissenden,

wird sie erreicht,

die Entfesselung,

das Lösen aller Knoten.

§ 103  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, alle Brahmanen oder Asketen, die

‚Dies ist Stress’ nicht erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist die Entstehung von Stress’ nicht erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist die Beendigung von Stress’ nicht erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist der zur Beendigung von Stress führende Übungspfad’ nicht erkennen, wie es geworden ist, diese Brahmanen und Asketen gelten für mich nicht als Brahmanen unter den Brahmanen oder als Asketen unter den Asketen.  Darüber hinaus treten sie nicht in das Ziel des Brahmanenlebens oder das Ziel des Asketenlebens ein und verbleiben darin, es genau im Hier und Jetzt unmittelbar erkennend und selbst erfahrend.

 

„Aber alle Brahmanen oder Asketen, die

‚Dies ist Stress’ erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist die Entstehung von Stress’ erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist die Beendigung von Stress’ erkennen, wie es geworden ist, die

‚Dies ist der zur Beendigung von Stress führende Übungspfad’ erkennen, wie es geworden ist, diese Brahmanen und Asketen gelten für mich als Brahmanen unter den Brahmanen oder als Asketen unter den Asketen.  Darüber hinaus treten sie in das Ziel des Brahmanenlebens oder das Ziel des Asketenlebens ein und verbleiben darin, es genau im Hier und Jetzt unmittelbar erkennend und selbst erfahrend.“

 

Wer Stress nicht erkennt,

wie Stress erfolgt

und wo er völlig aufhört

ohne eine Spur,

wer den Pfad nicht kennt,

den Weg zur Beruhigung von Stress:

nieder ist

in seiner Bewusstheits-Befreiung

und Befreiung durch Erkenntnis,

unfähig ist

ein Ende zu setzen,

geht er auf

Geburt und Alterung zu.

 

Wer jedoch Stress erkennt,

wie Stress erfolgt

und wo er völlig aufhört

ohne eine Spur,

wer den Pfad kennt,

den Weg zur Beruhigung von Stress:

vollendet ist

in seiner Bewusstheits-Befreiung

und Befreiung durch Erkenntnis,

fähig ist

ein Ende zu setzen,

geht er nicht auf

Geburt und Alterung zu.

§ 104  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, jene Mönche, die in der Tugend vollendet, in der Geistessammlung vollendet, in der Erkenntnis vollendet, in der Befreiung vollendet, in der Kenntnis und Schauung der Befreiung vollendet sind; die ermahnen, aufzeigen, unterweisen, anregen, entfachen und ermutigen, die kompetent genug sind, um das wahre Dhamma aufzuzeigen:

Ich sage euch, sie zu sehen, bewirkt eine Menge, ihnen zuzuhören, bewirkt eine Menge, sich ihnen anzunähern, bewirkt eine Menge, ihnen aufzuwarten, bewirkt eine Menge, sich an sie zu erinnern, bewirkt eine Menge, ihnen ins Hinausziehen zu folgen, bewirkt eine Menge.  Warum ist das so?

 

„Indem man mit solchen Mönchen verkehrt, mit ihnen teilt, ihnen aufwartet,

gelangt die noch nicht perfekte Menge an Tugend zur Perfektion ihrer Entfaltung,

gelangt die noch nicht perfekte Menge an Geistessammlung zur Perfektion  ihrer Entfaltung,

gelangt die noch nicht perfekte Menge an Erkenntnis zur Perfektion ihrer Entfaltung,

gelangt die noch nicht perfekte Menge an Befreiung zur Perfektion ihrer Entfaltung,

gelangt die noch nicht perfekte Menge an Kenntnis und Schauung der Befreiung zur Perfektion ihrer Entfaltung.

Solche Mönche heißen Lehrer, Karawanenführer, Zwistentsager, Finsternisvertreiber, Lichterschaffer, Hellebewirker, Erheller, Glanzmacher, Erleuchtungsbringer, Edle, die mit sehenden Augen versehen sind."

 

Dieses Mittel

bewirkt Freude

für die Wissenden:

die das Dhamma

der Edlen leben,

       die ausgewogen sind.

Sie erhellen das wahre Dhamma,

erleuchten es,

das glänzend strahlt.

Sie sind

Lichterschaffer,

erleuchtet,

Zwistentsager.

Sie haben Augen,

die sehen.

Wenn die Weisen deren Botschaft gehört haben

mit rechter endgültiger Gewissheit

und das Enden von Geburt

unmittelbar kennen,

kommen sie zu keinem weiteren Werden.

§ 105  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, es gibt diese vier Geburtsorte des Begehrens, wo das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird, geboren wird.  Welche vier?

 

„Entweder um des Gewandtuchs willen wird das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird, geboren.

Oder um der Almosenspeise willen wird das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird, geboren.

Oder um der Unterkunft willen wird das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird, geboren.

Oder um des Werdens oder Nicht-Werdens willen wird das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird, geboren.

 

„Diese sind die vier Geburtsorte des Begehrens, wo das Begehren eines Mönchs, wenn es geboren wird,  geboren wird."

 

Mit Begehren als seinen Begleiter wandert ein Mensch

eine lange, lange Zeit lang weiter.

Weder in diesem Daseinszustand hier

noch anderswo

überwindet er

das Weiter-Wandern.

Diesen Nachteil kennend

- dass durch Begehren Stress erfolgt -

frei                 von Begehren,

ohne                          Anhaften,

achtsam,                              lebt der Mönch

das Bettlerleben.

§ 106  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mit Brahma leben diejenigen Familien, Mönche, in denen Mutter und Vater zuhause von ihren Kindern verehrt werden.

Mit den ersten Devas leben diejenigen Familien, in denen Mutter und Vater zuhause von ihren Kindern verehrt werden.

Mit den ersten Lehrern leben diejenigen Familien, in denen Mutter und Vater zuhause von ihren Kindern verehrt werden.

Mit denen, die der Geschenke würdig sind, leben diejenigen Familien, in denen Mutter und Vater zuhause von ihren Kindern verehrt werden.

‚Brahma‘ ist eine Bezeichnung für Mutter und Vater.  ‚Die ersten Devas‘ ist eine Bezeichnung für Mutter und Vater.  ‚Die ersten Lehrer‘ ist eine Bezeichnung für Mutter und Vater.  ‚Die der Geschenke würdig sind‘ ist eine Bezeichnung für Mutter und Vater.  Warum ist das so?

Mutter und Vater tun viel für ihre Kinder.  Sie pflegen sie, ernähren sie und zeigen ihnen diese Welt."


Mutter und Vater,

der Familie wohlgesinnt,

nennt man

Brahma,

die ersten Lehrer und

die der Geschenke ihrer Kinder

würdig sind.

Deshalb sollten die Weisen sie

huldigen,

ehren

mit Essen und Trinken,

Kleidung und Wäsche,

durch Salben und Baden

Füßewaschen.

Wenn sie diese Dienste für ihre Eltern verrichten,

werden die Weisen

genau hier mit Lob bedacht

und frohlocken nach dem Tod

in den himmlischen Gefilden.

§ 107  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, Brahmanen und Haushälter sind für euch sehr hilfreich, da sie euch mit den Grunderfordernissen wie Gewand, Almosenspeise, Unterkunft und Arzneimittel für die Kranken, versorgen.

Und ihr, Mönche, seid für die Brahmanen und Haushälter sehr hilfreich, da ihr ihnen das Dhamma lehrt, das am Anfang vortrefflich, in der Mitte vortrefflich und am Ende vortrefflich ist, und da ihr ihnen das ganz und gar vollkommene, unübertrefflich reine, heilige Leben in allen Einzelheiten sowie in seiner Essenz erläutert.

Auf diese Weise wird das Heilige Leben durch gegenseitige Stütze gelebt, um die Flut zu durchkreuzen, um Stress ein richtiges Ende zu setzen."

 

Haushälter und Hauslose

erreichen beide das wahre Dhamma

in gegenseitiger Stütze:

die unübertroffene Sicherheit vor dem Joch.

Von den Haushältern erhalten die Hauslosen

Grunderfordernisse: Gewand, Unterkunft,

Schutz vor Unannehmlichkeit.

 

Heim-liebende Haushälter,

die sich auf die Wohlgegangenen stützen,

haben Überzeugung in die Arahants

mit edler Erkenntnis,

die in Jhana vertieft sind.

Nachdem sie hier das Dhamma praktizierten -

den Pfad, der an gute Orte führt -

vergnügen sie sich in der Deva Welt

und genießen

frohlockend sinnliche Vergnügen.

§ 108  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, alle Mönche, die Heuchler, unnachgiebig, Schwätzer, Betrüger, arrogant und nicht mittig sind, sind keine Anhänger von mir.  Sie haben sich von diesem Dhamma und Vinaya abgewandt.   Sie erreichen hinsichtlich des Dhamma und Vinaya keinen Wuchs, Wachstum und Fülle.

 

„Aber alle Mönche, die keine Heuchler und keine Schwätzer sind, die erleuchtet, nachgiebig und gut mittig sind, sind Anhänger von mir.  Sie haben sich nicht von diesem Dhamma und Vinaya abgewandt.   Sie erreichen hinsichtlich des Dhamma und Vinaya Wuchs, Wachstum und Fülle.“

 

Heuchler, unnachgiebig,

Schwätzer, Betrüger,

arrogant und nicht mittig:

Sie wachsen nicht aim Dhamma,

dem vom Recht

Selbst-Erwachten gelehrten.

 

Keine Heuchler und keine Schwätzer,

erleuchtet, nachgiebig

und gut mittig:

Sie wachsen im Dhamma,

dem vom Recht

Selbst-Erwachten gelehrten.

§ 109  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, angenommen ein Mann würde von der bezaubernden und angenehmen Flussströmung dahingetragen.  Und ein anderer Mann mit gutem Sehvermögen, der am Ufer stünde, sähe ihn und spräche:

,Mein guter Mann, obgleich du von der bezaubernden und angenehmen Flussströmung jetzt dahin getragen wirst, ist flussabwärts ein Stausee mit Wellen und Wasserwirbel, mit Krokodilen und Dämonen.  Wenn du diesen Stausee erreichst, wirst den Tod oder todesähnlichen Schmerz erleiden.’

Der erste Mann würde dann, wenn er die die Worte des zweiten Mannes vernähme, sich mit seinen Händen und Füßen bemühen, gegen den Strom zu schwimmen.


„Ich habe euch dieses Gleichnis gegeben, um eine Bedeutung zu veranschaulichen.  Die Bedeutung ist folgende:

Die Flussströmung steht für Begehren.  

Bezaubernd und angenehm stehen für die sechs inneren Sinnes-Träger.

Der Stausee flussabwärts steht für die fünf niederen Fesseln. (1) 

Die Wellen stehen für Zorn und Qual.

Die Wasserwirbel stehen für die fünf Saiten der Sinnlichkeit.

Die Krokodile und Dämonen stehen für das andere Geschlecht.

Gegen den Strom steht für Entsagung.

Sich mit seinen Händen und Füßen bemühen steht für das Erwecken der Beharrlichkeit.

Der Mann mit gutem Sehvermögen, der am Ufer stünde, steht für den Tathagata, würdig und recht selbst-erwacht."


Selbst unter Schmerzen

ist sie aufzugeben,

die sinnliche Lust,

wenn man nach künftiger

Sicherheit vor dem Joch strebt.

Indem man richtig erkennt,

wohl-befreiten Herzens,

berühre man Befreiung mal hier,

mal dort.

Von einem zur Weisheit-Gelangten,

derdas heilige Leben erfüllt hat,

heißt es, er ging

bis ans Ende der Welt,

ans jenseitige Ufer.

 


Anmerkungen


(1)  Die fünf niederen Fesseln sind Persönlichkeitsansichten, Ungewissheit, Hang an Regeln und Bräuchen, sinnliches Verlangen und Übelwollen.  Siehe auch AN 7.48 und AN 10.13.

§ 110  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

 

„Mönche, wenn einem Mönch beim Gehen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken weder schnell aufgibt, zerstreut, zerstört noch vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der so ohne Eifer und moralische Bedenken geht, stets und ständig stumpf und beharrlichkeitslos.
 

„Wenn einem Mönch beim Stehen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken weder schnell aufgibt, zerstreut, zerstört noch vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der so ohne Eifer und moralische Bedenken steht, stets und ständig stumpf und beharrlichkeitslos.

 

„Wenn einem Mönch beim Sitzen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken weder schnell aufgibt, zerstreut, zerstört noch vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der so ohne Eifer und moralische Bedenken sitzt, stets und ständig stumpf und beharrlichkeitslos.

 

„Wenn einem Mönch beim Liegen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken weder schnell aufgibt, zerstreut, zerstört noch vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der so ohne Eifer und moralische Bedenken liegt, stets und ständig stumpf und beharrlichkeitslos.


„Wenn jedoch einem Mönch beim Gehen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken schnell aufgibt, zerstreut, zerstört und vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralische Bedenken geht, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.

 

„Wenn jedoch einem Mönch beim Stehen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken schnell aufgibt, zerstreut, zerstört und vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralische Bedenken steht, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.


„Wenn jedoch einem Mönch beim Sitzen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen entsteht und er diesen Gedanken schnell aufgibt, zerstreut, zerstört und vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralische Bedenken sitzt, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.

 

„Wenn jedoch einem Mönch beim Liegen ein Gedanke voll Sinnlichkeit, ein Gedanke voll Übelwollen oder ein Gedanke voll Verletzen und er diesen Gedanken schnell aufgibt, zerstreut, zerstört und vernichtet, dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralische Bedenken liegt, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.“


Wer auch immer,

sei es beim Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen,

schlechte Gedanken denkt,

die mit dem Haushälterleben verbunden sind,

folgt überhaupt keinem Pfad,

ist hingerissen

von trügerischen Dingen.

Er ist unfähig,

solch ein Mönch,

das allerhöchste Selbst-Erwachen

zu berühren.

 

Wer jedoch auch immer

beim Gehen, Stehen

Sitzen oder Liegen

Gedanken bewältigt und

sich an der Stillung der Gedanken erfreut -

der ist fähig,

solch ein Mönch,

das allerhöchste Selbst-Erwachen

zu berühren.

§ 111  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Mönche, seid vollendet in der Tugend, vollendet im Patimokkha.  Verweilt selbstbeherrscht gemäß dem Patimokkha, vollendet in eurem Verhalten und Wirkungsbereich.  Die Schulungsregeln auf euch genommen, schult euch, indem ihr Gefahr im geringsten Fehler seht.

 

„Wenn man vollendet in der Tugend und vollendet im Patimokkha ist, selbstbeherrscht gemäß Patimokkha dem verweilt, im Verhalten und Wirkungsbereich vollendet ist; die Schulungsregeln auf sich genommen hat und sich schult, indem man Gefahr im geringsten Fehler sieht - was bliebe dann noch zu tun?

 

„Wenn einem Mönch beim Gehen jegliche Gier beseitig wird, jegliches Übelwollen, jegliche Trägheit und Schläfrigkeit, jegliche Ruhelosigkeit und Besorgnis und jegliche Ungewissheit beseitig wird, wenn dessen Beharrlichkeit entfacht und nicht lasch ist, wenn dessen Achtsamkeit gefestigt und nicht verworren ist, wenn dessen Körper gestillt und nicht erregt ist und wenn dessen Geist mittig und einig ist,

dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralischen Bedenken geht, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.

 

„Wenn einem Mönch beim Stehen jegliche Gier beseitigt wird, jegliches Übelwollen, jegliche Trägheit und Schläfrigkeit, jegliche Ruhelosigkeit und Besorgnis und jegliche Ungewissheit beseitigt wird, wenn dessen Beharrlichkeit entfacht und nicht lasch ist, wenn dessen Achtsamkeit gefestigt und nicht verworren ist, wenn dessen Körper gestillt und nicht erregt ist und wenn dessen Geist mittig und einig ist,

dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralischen Bedenken steht, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.

 

„Wenn einem Mönch beim Sitzen jegliche Gier beseitigt wird, jegliches Übelwollen, jegliche Trägheit und Schläfrigkeit, jegliche Ruhelosigkeit und Besorgnis und jegliche Ungewissheit beseitigt wird, wenn dessen Beharrlichkeit entfacht und nicht lasch ist, wenn dessen Achtsamkeit gefestigt und nicht verworren ist, wenn dessen Körper gestillt und nicht erregt ist und wenn dessen Geist mittig und einig ist,

dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralischen Bedenken sitzt, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.

 

„Wenn einem Mönch beim Liegen jegliche Gier beseitigt wird, jegliches Übelwollen, jegliche Trägheit und Schläfrigkeit, jegliche Ruhelosigkeit und Besorgnis und jegliche Ungewissheit beseitigt wird, wenn dessen Beharrlichkeit entfacht und nicht lasch ist, wenn dessen Achtsamkeit gefestigt und nicht verworren ist, wenn dessen Körper gestillt und nicht erregt ist und wenn dessen Geist mittig und einig ist,

dann nennt man einen Mönch, der mit solchem Eifer und moralischen Bedenken liegt, stets und ständig entschlossen und beharrlichkeitsvoll.“

 

Er ist beim Gehen beherrscht,

beim Stehen beherrscht,

beim Sitzen beherrscht,

beim Liegen beherrscht,

beim Beugen und Strecken seiner Glieder beherrscht

- oben, unten und rundherum,

so weit sich die Welt erstreckt -

und betrachtet das Erstehen und Vergehen

              der Erscheinungen,

von Mengen:

einen Mönch, der so eifrig verweilt,

nicht rastlos ist und friedvoll -

der sich allzeit

achtsam

in der Meisterung

der Geistessruhe schult,

nennt man stets

entschlossen.

 

 

Dieses Itivuttaka ist identisch mit AN 4.12 .

§ 112  Dies wurde vom Erhabenen gesagt, vom Arahant gesagt, so habe ich es vernommen:

 

„Die Welt (1) wurde vom Tathagata vollends erkannt.  Der Tathagata ist von der Welt entbunden.

Die Entstehung der Welt wurde vom Tathagata vollends erkannt.  Die Entstehung der Welt ist vom Tathagata aufgegeben worden.

Die Beendigung der Welt wurde vom Tathagata vollends erkannt.  Die Beendigung der Welt ist vom Tathagata unmittelbar erkannt worden.

Der Pfad, der zur Beendigung der Welt führt, wurde vom Tathagata vollends erkannt.  Der Pfad, der zur Beendigung der Welt führt, ist vom Tathagata entfaltet worden. (2)

 

„Was auch immer in dieser Welt, mit ihren Devas, Maras und Brahmas, ihrer Menschheit mit Asketen und Brahmanen, Herrschern und Volk  gesehen, gehört, empfunden, gekannt, erreicht, ersehnt, mit dem Intellekt durchdacht wird: all das ist vom Tathagata vollends erkannt worden. 

Daher nennt man ihn den Tathagata.

 

„Was auch immer der Tathagata seit der Nacht, in welcher der Tathagata vollkommen zum unübertroffenen rechten Selbst-Erwachen erwacht ist, bis zur Nacht, in der er in der Entfesselungs-Eigenschaft (Element) ohne einen Rest von Brennstoff (3) vollständig entfesselt wird, sagt, spricht oder erläutert, ist genau so (tatha) und nicht anderweitig.

Deshalb nennt man ihn den Tathagata.

 

„Der Tathāgata handelt genau so (tathā), wie er lehrt, er lehrt genau so, wie er handelt.  Da er einer ist, der genau so handelt, wie er lehrt, der genau so lehrt, wie er handelt,
nennt man ihn deshalb den Tathāgata.


„In dieser Welt mit ihren Devas, Maras und Brahmas, ihrer Menschheit mit Asketen und Brahmanen, Herrschern und Volk ist der Tathagata der unbesiegte Eroberer, der Allsehende, der Machtwaltende. (4)

Deshalb nennt man ihn den Tathagata.“

 

Dies ist die Bedeutung dessen, was der Erhabene sagte.  Nun in Bezug hierauf wurde gesagt:


Unmittelbar kennt er die ganze Welt,

die ganze Welt, wie sie wirklich ist,

von der ganzen Welt entbunden,

in der ganzen Welt unübertroffen:

Alles erobernd,

in jeder Hinsicht

erleuchtet,

von allen Knoten befreit,

berührt er den obersten Frieden -

Entfesselung, frei

von Furcht.

 

Er ist frei

von Ausströmung

und Ärger,

erwacht,

und hat die Zweifel durchgetrennt,

Er hat das Enden des Handelns erreicht und

ist durch die Zerstörung des Erwerbs befreit.

Er ist erhaben, erwacht,

ein Löwe, ist unübertroffen.

In der Welt mit ihren Devas

setzte er das Brahma-Rad in Gang. (5)

 

Himmlische und menschliche Wesen,

die zum Buddha als Zuflucht gegangen sind,

versammeln sich, huldigen

dem Großen, sehr Gereiften so:

,Gezähmt, ist er der Beste

unter denen, die gezähmt werden können;

beruhigt, ist er der Seher

unter denen, die beruhigt werden können;

befreit, ist er der Höchste

unter denen, die befreit werden können;

entronnen, ist er der Erste

unter denen, die entrinnen können.'

 

Sie huldigen

dem Großen, sehr Gereiften so:

,In dieser Welt mit ihren Devas,

gibt es niemanden,

der mit Euch

vergleichbar wäre.'

 

Auch dies ist die Bedeutung dessen, was vom Erhabenen gesagt wurde.  So habe ich es vernommen.

 


Anmerkungen

 

(1)  SN 35.82 definiert ‚die Welt‘ als die sechs Sinnesbereiche, seine Objekte, das Bewusstsein in jenen Bereichen, den Kontakt in jenen Bereichen und was auch immer von diesem Kontakt bedingt entsteht, das als Wohlgefühl, Schmerz oder weder Wohlgefühl noch Schmerz erlebt wird.

 

(2)  Diese Textstelle gleicht bis auf eine Abweichung den Aufgaben, die den Vier Edlen Wahrheiten zugehörend sind: Die die Entstehung von Stress aufzugeben, dessen Beendigung unmittelbar zu erfahren und den zur Beendigung von Stress führenden Übungspfads zu entfalten. 

Die eine Abweichung ist, dass hier der Tathagata von der Welt entbunden ist, wohingegen es die Aufgabe hinsichtlich Stress ist, ihn zu begreifen.  Siehe SN 56.11.

 

(3)  Siehe Iti 44.

 

(4)  Diese sind Beinamen, die in der Regel dem Großen Brahma gegeben werden.  Siehe Iti 22.

 

(5)  Das Brahma-Rad = das Dhamma-Rad, der Name der ersten Rede des Buddha, so genannt, weil in ihr ein ‚Rad‘ aufgeführt ist, das alle zwölf Permutationen von zwei Variablen-Gruppen enthält: 

Die vier edlen Wahrheiten, Stress, seine Entstehung, seine Beendigung und der zur seiner Beendigung führende Pfad und die drei Ebenen der Kenntnis der jeweiligen Wahrheit entsprechend: Kenntnis der Wahrheit, Kenntnis der Aufgabe der ihr entsprechenden Wahrheit und Kenntnis, dass die Aufgabe erledigt wurde.  Dieses Rad stellt die Hauptlehre des Buddha da.

 

 

Dieses Itivuttaka ist identisch mit AN 4.23.

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