Die verbundenen Reden übersetzt nach Thanissaro Bhikkhu
Samyutta Nikaya
11 Die Nahrung
Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der Erhabene in der Nähe Savatthi im Jeta Hain, Anathapindikas Kloster, aufhielt.. Dort richtete er sich an die Mönche:
„Mönche, viererlei Nahrung gibt es für die Aufrechterhaltung der zum Dasein gekommenen Wesen oder für die Unterstützung jener, die auf der Suche nach einem Widergeburtsort sind. Welche vier?
„Essbares, grob oder fein; Kontakt als zweites, geistige Absicht als drittes und Bewusstheit (viññana) als viertes.
„Diese viererlei Nahrung gibt es für die Aufrechterhaltung der zum Dasein gekommenen Wesen oder für die Unterstützung jener, die auf der Suche nach einem Widergeburtsort sind.
„Nun, diese viererlei Nahrung hat was als ihre Ursache, was als ihre Entstehung, was als ihre Herkunft, was als ihren Ursprung?
Diese viererlei Nahrung hat Begehren als ihre Ursache, haben Begehren als ihre Entstehung, haben Begehren als ihre Herkunft, haben Begehren als ihren Ursprung.
„Und dieses Begehren hat was als seine Ursache, was als seine Entstehung, was als seine Herkunft, was als seinen Ursprung?
Dieses Begehren hat Gefühl als seine Ursache, hat Gefühl als seine Entstehung, hat Gefühl als seine Herkunft, hat Gefühl als seinen Ursprung.
„Und dieses Gefühl hat was als seine Ursache, was als seine Entstehung, was als seine Herkunft, was als seinen Ursprung?
Dieses Gefühl hat Kontakt als seine Ursache, hat Kontakt als seine Entstehung, hat Kontakt als seine Herkunft, hat Kontakt als seinen Ursprung.
„Und dieser Kontakt hat was als seine Ursache, was als seine Entstehung, was als seine Herkunft, was als seinen Ursprung?
Dieser Kontakt hat die sechs Sinnesträger als seine Ursache, hat die sechs Sinnesträger als seine Entstehung, hat die sechs Sinnesträger als seine Herkunft, hat die sechs Sinnesträger als seinen Ursprung.
„Und diese sechs Sinnesträger haben was als ihre Ursache, was als ihre Entstehung, was als ihre Herkunft, was als ihren Ursprung?
Diese sechs Sinnesträger haben Name und Form als ihre Ursache, haben Name und Form als ihre Entstehung, haben Name und Form als ihre Herkunft, haben Name und Form als ihren Ursprung.
„Und dieser Name und diese Form haben was als ihre Ursache, was als ihre Entstehung, was als ihre Herkunft, was als ihren Ursprung?
Dieser Name und diese Form haben Bewusstheit (viññana) als ihre Ursache, haben Bewusstheit als ihre Entstehung, haben Bewusstheit als ihre Herkunft, haben Bewusstheit als ihren Ursprung.
„Und diese Bewusstheit hat was als ihre Ursache, was als ihre Entstehung, was als ihre Herkunft, was als ihren Ursprung?
Diese Bewusstheit hat Gebilde (sankhāra) als ihre Ursache, hat Gebilde als ihre Entstehung, hat Gebilde als ihre Herkunft, hat Gebilde als ihren Ursprung.
„Und diese Gebilde haben was als ihre Ursache, was als ihre Entstehung, was als ihre Herkunft, was als ihren Ursprung?
Diese Gebilde haben Unwissenheit als ihre Ursache, haben Unwissenheit als ihre Entstehung, haben Unwissenheit als ihre Herkunft, haben Unwissenheit als ihren Ursprung.
„Somit:
Von Unwissenheit als erforderliche Bedingung kommen Gebilde (sankhāra).
Von Gebilden als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit (viññana).
Von Bewusstheit als erforderliche Bedingung kommen Name und Form.
Von Name und Form als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.
Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.
Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.
Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.
Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.
Von Anhaften/Ernährung als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.
„Nun von dem restlosen Verblassen und der Beendigung genau dieser Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.
Von der Beendigung von Gebilden kommt die Beendigung von Bewusstheit.
Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.
Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.
Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Beendigung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.“
Anmerkung des Übersetzers:
Diese Rede bezieht die Lehre von den vier Nährstoffen (siehe SN12.63 und SN12.64) in das Modell der Entstehung in Abhängigkeit mit ein, indem sie sie an die Stelle setzt, welche in der Regel Anhaften innehat: nach Begehren und vor Werden.
Wenn Nahrung an dieser Stelle steht, hebt es eine der Konnotationen des Pali-Worts für Anhaften, upadana, hervor, welches auch ‚Ernährung’ bedeuten kann. Es hebt auch eine der Konnotationen des Pali-Worts für Begehren, tanha, hervor, welches auch ‚Durst’ bedeuten kann.
Der Kommentar zu dieser Rede versucht diese Lehre der Auslegung von drei-Leben der Entstehung in Abhängigkeit anzupassen, indem er die Rolle der vier Nährstoffe im Mechanismus des Todes und der Wiedergeburt betont, aber es gibt keine Notwendigkeit, die Lehre auf diese Interpretation zu begrenzen.
Die Lehren sowohl in dieser Rede als auch in der nachfolgenden zeigen die komplexen Wechselwirkungen und Rückführkreise bei den verschiedenen Gliedern der Entstehung in Abhängigkeit, sowohl zwischen den Leben als auch in einem einzigen Leben - sogar nur in einem einzigen Augenblick.
Begehren nimmt materielle Form, Kontakt, Absicht und Bewusstheit - all das, was in der Kette der Entstehung in Abhängigkeit vorangeht - und verwandelt sie in Nahrung für weiteres Werden:
fortgesetztes Werden in diesem Leben und künftiges Werden im nächsten.
10 Gotama
„Mönche, vor meinem Erwachen, als ich noch nur ein unerwachter Bodhisattva war, kam in mir die Eingebung auf:
,Wie ist diese Welt doch ins Elend geraten! Sie wird geboren, altert und stirbt, scheidet dahin und entsteht, aber sie erkennt keinen Ausweg aus dem Stress (dukkha), aus der Alterung und dem Tod. Ach, wann wird sie den Ausweg aus dem Stress, aus der Alterung und dem Tod erkennen?’
„Dann dachte ich mir:
‚Alterung und Tod bestehen, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommen Alterung und Tod?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Alterung und Tod bestehen, wenn Geburt vorhanden ist. Von Geburt als erforderliche Bedingung kommen Alterung und Tod.’ (1)
„Dann dachte ich mir:
‚Geburt besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Geburt?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Geburt besteht, wenn Werden vorhanden ist. Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.’
„Dann dachte ich mir:
‚Werden besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Werden?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Werden besteht, wenn Anhaften vorhanden ist. Von Anhaften als erforderliche Bedingung kommt Werden.’
„Dann dachte ich mir:
‚Anhaften besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Anhaften?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Anhaften besteht, wenn Begehren vorhanden ist. Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften.’
„Dann dachte ich mir:
‚Begehren besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Begehren?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Begehren besteht, wenn Gefühl vorhanden ist. Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.’
„Dann dachte ich mir:
‚Gefühl besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Gefühl?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Gefühl besteht, wenn Kontakt vorhanden ist. Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.’
„Dann dachte ich mir:
‚Kontakt besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Kontakt?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Kontakt besteht, wenn die sechs Sinnesträger vorhanden sind. Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.’
„Dann dachte ich mir:
‚Die sechs Sinnesträger bestehen, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Die sechs Sinnesträger bestehen, wenn Name und Form vorhanden sind. Von Name und Form als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.’
„Dann dachte ich mir:
‚Name und Form bestehen, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommen Name und Form?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Name und Form bestehen, wenn Bewusstheit (viññana) vorhanden ist. Von Bewusstheit als erforderliche Bedingung kommen Name und Form.’
„Dann dachte ich mir:
‚Bewusstheit besteht, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Bewusstheit besteht, wenn Gebilde (sankhāra) vorhanden sind. Von Gebilde als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit.’
„Dann dachte ich mir:
‚Gebilde bestehen, wenn was vorhanden ist? Wovon als erforderliche Bedingung kommen Gebilde?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Gebilde bestehen, wenn Unwissenheit vorhanden ist. Von Unwissenheit als erforderliche Bedingung kommen Gebilden.’
„Somit:
Von Unwissenheit als erforderliche Bedingung kommen Gebilde.
Von Gebilden als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit.
Von Bewusstheit als erforderliche Bedingung kommen Name und Form.
Von Name und Form als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.
Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.
Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.
Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.
Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.
Von Anhaften/Ernährung als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.
„Entstehung, Entstehung. In mir kam die Sicht, kam die Kenntnis, kam die Erkenntnis, kam das klare Wissen, kam die Erleuchtung in Bezug auf noch nie zuvor vernommene Dinge auf.
„Dann dachte ich mir:
‚Alterung und Tod bestehen nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Alterung und Tod?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Alterung und Tod bestehen nicht, wenn Geburt nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Geburt kommt die Beendigung von Alterung und Tod.’
„Dann dachte ich mir:
‚Geburt besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Geburt?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Geburt besteht nicht, wenn Werden nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.’
„Dann dachte ich mir:
,Werden besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Werden?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Werden besteht nicht, wenn Anhaften nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Anhaften kommt die Beendigung von Werden.’
„Dann dachte ich mir:
‚Anhaften besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Anhaften?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
Anhaften besteht nicht, wenn Begehren nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften.’
„Dann dachte ich mir:
‚Begehren besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Begehren?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Begehren besteht nicht, wenn Gefühl nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.’
„Dann dachte ich mir:
‚Gefühl besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Gefühl?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Gefühl besteht nicht, wenn Kontakt nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.’
„Dann dachte ich mir:
‚Kontakt besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Kontakt?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Kontakt besteht nicht, wenn die sechs Sinnesträger nicht vorhanden sind. Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.’
„Dann dachte ich mir:
‚Die sechs Sinnesträger bestehen nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Die sechs Sinnesträger bestehen nicht, wenn Name und Form nicht vorhanden sind. Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.’
„Dann dachte ich mir:
‚Name und Form bestehen nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Name und Form?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Name und Form bestehen nicht, wenn Bewusstheit nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.’
„Dann dachte ich mir:
‚Bewusstheit besteht nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Bewusstheit?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Bewusstheit besteht nicht, wenn Gebilde nicht vorhanden sind. Von der Beendigung von Gebilde kommt die Beendigung von Bewusstheit.’
„Dann dachte ich mir:
‚Gebilde bestehen nicht, wenn was nicht vorhanden ist? Von der Beendigung wessen kommt die Beendigung von Gebilden?’ Dann kam mir durch angemessene Aufmerksamkeit der Durchbruch zur Erkenntnis:
‚Gebilde bestehen nicht, wenn Unwissenheit nicht vorhanden ist. Von der Beendigung von Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.’
„Somit:
Von der Beendigung von Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.
Von der Beendigung von Gebilden kommt die Beendigung von Bewusstheit.
Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.
Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.
Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Beendigung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.
„Beendigung, Beendigung. In mir kam die Sicht, kam die Kenntnis, kam die Erkenntnis, kam das klare Wissen, kam die Erleuchtung in Bezug auf noch nie zuvor vernommene Dinge auf.“
Anmerkungen des Übersetzers
Die Aussagen -
‚X ist, wenn Y ist’ und
‚X ist nicht, wenn Y nicht ist’ -
erscheinen als Teil der allgemeinen Kausalgesetzmäßigkeit - idappaccayatā , dies/das Kausalität - welche der Entstehung in Abhängigkeit als Ganzes zugrunde liegt. Bei dieser Kausalgesetzmäßigkeit sind diese Aussagen mit zwei anderen Aussagen gepaart -
‚durch das Entstehen von X kommt Entstehen von Y’ und
‚durch die Beendigung von X kommt die Beendigung von Y’.
Die ersten zwei Aussagen können auf zwei Arten gelesen werden, im weiteren oder präzisen Sinn.
Wenn man sie im weiteren Sinn liest, können sie bedeuten, dass die Existenz von X die Bedingungen schafft, dass Y irgendwann einmal existiert; wenn die Existenz von X aufhört, schafft dies die Bedingungen, dass die Existenz von Y erzeugt irgendwann einmal aufhört. Wenn man sie auf diese Weise liest, sind die Aussagen äquivalent mit dem zweiten Paar der Aussagen.
Die daraus resultierende Interpretation der dies/das Kausalität hat jedoch nur wenig Aussagekraft, denn sie kann nicht die Ablehnung des Determinismus des Buddha begründen (siehe MN101 und AN3.62) noch kann sie die Komplexität des Rückführkreis der detaillierten der Kausalitätsdarstellungen des Buddha begründen.
Wenn man sie im präzisen Sinn liest, können diese Aussagen jedoch bedeuten, dass Y zeitgleich mit X entstehen wird und dass die Existenz von Y zeitgleich mit der Existenz von X aufhören wird. Wenn man sie auf diese Weise liest, enthält die dies/das Kausalität das Zusammenspiel von zwei ziemlich unterschiedlichen Kausalgesetzmäßigkeiten, welche weitreichlich sowohl die Komplexität als auch die nicht-deterministische Natur der kausalen Zusammenhänge, wie sie in den Lehren des Buddha beschrieben sind, erklärt. (Siehe Einführung von The Wings to Awakening für eine Erörterung dieses Themas.)
Allerdings wird argumentiert, dass diese zweite Leseweise ungültig ist, da sie offensichtlich nicht auf die Aussage zutrifft, dass das Altern und Tod besteht, wenn Geburt vorhanden ist, denn das Altern und der Tod eines Wesens können offensichtlich viele Jahre nach der Geburt auftreten.
Dieses Argument ignoriert jedoch die Möglichkeit, dass der Buddha in diesem Absatz ist sich auf das Entstehen, den Verfall und das Vergehen momentaner Geisteszustände bezieht, die so schnell auftreten können, dass der Prozess des Alterns und des Tods auf dieser Ebene gleichzeitig mit dem Prozess der Geburt aufträte.
Diese Interpretation wird durch zwei Überlegungen unterstützt.
Die erste ist, dass der Buddha diese Einsicht als einen ‚Durchbruch zur Erkenntnis’ bezeichnet, was kaum für die allgemeine Beobachtung, dass das Altern und der Tod er Geburt folgen gelten würde.
Die zweite Überlegung ist, dass in SN 23.02 der Buddha sagt, dass man zu einem ‚Wesen’ wird, wenn auch immer man in Begierde nach einem der Anhäufungen gefangen ist. Weil dies ein rein geistiger Vorgang ist und weil die einzelnen Anhäufungen und ihre begleitenden Begierden sehr schnell entstehen und vergehen können - SN22.95 vergleicht das Entstehen und Vergehen der Gefühle mit dem dahinschwindenden Erscheinen und Verschwinden von Blasen, welche durch Regen, der auf Wasser auftrifft, verursacht sind - könnte das Altern und der Tod eines ‚Wesens’ auf dieser Ebene könnte sehr leicht gleichzeitig mit seiner Geburt auftreten.
12 An Phagguna
In Savatthi verweilend.
„Mönche, viererlei Nahrung gibt es für die Aufrechterhaltung der zum Dasein gekommenen Wesen oder für die Unterstützung jener, die auf der Suche nach einem Widergeburtsort sind. Welche vier?
„Essbares, grob oder fein; Kontakt als zweites, intellektuelle Absicht als drittes und Bewusstheit (viññana) als viertes.
„Diese sind viererlei Nahrung für die Aufrechterhaltung der zum Dasein gekommenen Wesen oder für die Unterstützung jener, die auf der Suche nach einem Widergeburtsort, sind.
Nach diesen Worten sprach der ehrwürdige Moliya-Phagguna zum Erhabenen:
„Herr, wer ernährt sich von der Nahrung Bewusstheit?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚ernährt’. Würde ich ‚ernährt’ sagen, dann wäre ‚Wer ernährt sich von der Nahrung ‚Bewusstheit’?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Die Nahrung ‚Bewusstheit’ wofür?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Die Nahrung ‚Bewusstheit’ für die Schaffung von erneutem Werden in der Zukunft. Wenn dies entstanden ist und besteht, dann (sind auch) die sechs Sinnesträger. Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.’“
„Herr, wer stellt Kontakt her?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚stellt Kontakt her’. Würde ich ‚stellt Kontakt her ‚sagen, dann wäre ,Wer stellt Kontakt her?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Wovon als erforderliche Bedingung kommt Kontakt?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt. Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.’“
„Herr, wer fühlt?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚fühlt’. Würde ich ‚fühlt’ sagen, dann wäre ,Wer fühlt?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Wovon als erforderliche Bedingung kommt Gefühl?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl. Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.’“
„Herr, wer begehrt?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚begehrt’. Würde ich ‚begehrt’ sagen, dann wäre ‚Wer begehrt?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Wovon als erforderliche Bedingung kommt Begehren?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren. Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.’“
„Herr, wer haftet an?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚haftet an’. Würde ich ‚haftet an’ sagen, dann wäre ‚Wer haftet an?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Wovon als erforderliche Bedingung kommt Anhaften?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften.
Von Anhaften als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.’ (1)
„Nun von dem restlosen Verblassen und der Beendigung der sechs Sinnesträger (2) kommt Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Beendigung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.“
Anmerkungen des Übersetzers
(1) Eine alternative Übersetzung dieses Austauschs - und eine, die in Anbetracht des Themas der Nahrung, tatsächlich passender sein könnte - ist:
„Herr, wer ernährt sich?"
„Keine geeignete Frage", sagte der Erhabene .
„Ich sage nicht ‚ernährt’. Würde ich ‚ernährt’ sagen, dann wäre ‚Wer ernährt sich?’ eine geeignete Frage. Aber ich sage dies nicht. Wenn ich dies nicht sage, ist die geeignete Frage:
‚Wovon als erforderliche Bedingung kommt Ernährung?’
Und die geeignete Antwort ist:
‚Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Ernährung.
Von Ernährung als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.’“
(2) Dies bezieht sich auf den Moment des Erwachens, wenn die sechs Sinnesträger überwunden werden. Siehe AN4.174 und SN35.117 und die Ausführung über Bewusstheit ohne Funktion The Mind Like Fire Unbound, chapter 1.
15 An Kaccayanagotta (Über Rechte Ansicht)
In Savatthi verweilend.
Dann begab sich der ehrwürdige Kaccayana zum Erhabenen. Beim Eintreffen verbeugte er sich vor ihm und setzte sich zur Seite. Als er da saß, sprach zum Erhabenen:
„Herr, Rechte Ansicht, Rechte Ansicht, heißt es. In inwiefern gibt es rechte Ansicht?"
„Im Grossen und Ganzen, Kaccayana, stützt sich (1) diese Welt auf einen Gegensatz, der des Daseins und des Nicht-Daseins.
Wenn man jedoch die Entstehung der Welt, wie es geworden ist (yathābhūtam), mit rechter Erkenntnis sieht, erfolgt für jenen kein ‚Nicht-Dasein’ in Bezug auf die Welt.
Wenn man die Beendigung der Welt, wie es geworden ist, mit rechter Erkenntnis sieht, erfolgt für jenen kein ‚Dasein’ in Bezug auf die Welt.
„Im Grossen und Ganzen, Kaccayana, ist diese Welt gebunden an Bindungen, Anhaften (Ernährung) und Neigungen.
Aber ein solcher verwickelt sich nicht oder haftet nicht an diesen Bindungen, Anhaften, Halsstarrigkeit des Bewusstseins, Neigungen oder Besessenheiten an noch ist er festgelegt auf ‚mein Selbst’.
Er hat keine Ungewissheit oder Zweifel, dass beim Entstehen nur Stress (dukkha) entsteht und beim Vergehen Stress vergeht. Hierbei ist seine Kenntnis unabhängig von anderen. Insofern, Kaccayana, ist rechte Ansicht vorhanden.
„,Alles besteht’ das ist ein Extrem.
‚Alles besteht nich das ist ein anderes Extrem.
Diese beiden Extreme vermeidend, lehrt der Tathagata das Dhamma mittels der Mitte:
Von Unwissenheit als erforderliche Bedingung kommen Gebilde (sankhāra).
Von Gebilden als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit (viññana).
Von Bewusstheit als erforderliche Bedingung kommen Name und Form.
Von Name und Form als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.
Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.
Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.
Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.
Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.
Von Anhaften/Ernährung als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.
„Nun von dem restlosen Verblassen und der Beendigung genau dieser Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.
Von der Beendigung von Gebilden kommt die Beendigung von Bewusstheit.
Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.
Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.
Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Beendigung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.“
Anmerkungen
(1) Alternative Leseweise: nimmt als Objekt.
12 Nidana-samyutta — Paticcasamuppada (Die Entstehung in Abhängigkeit)
17 An den tuchlosen Asketen
Ich habe gehört, dass bei einer Gelegenheit sich der Erhabene in der Nähe von Rajagaha im Bambushain, am Fütterungsplatz der Eichhörnchen, aufhielt. Dann zog der Erhabene in den frühen Morgenstunden sein Untergewand an und ging, seine Schale und äußere Robe tragend, nach Räjagaha für (den Erhalt von) Almosen. Von weitem sah ihn Kassapa, der tuchlose (1) Asket, kommen. Als er ihn sah, begab er sich zu ihm und tauschte beim Eintreffen höfliche Grüsse mit ihm aus. Nach einem Austausch von freundlichen Grüssen und Höflichkeiten trat er zur Seite. Als er da stand, sprach er zum Erhabenen:
„Wir würden Meister Gotama gerne zu einem bestimmten Punkt befragen, wenn er sich die Zeit nähme, unsere Fragen zu beantworten."
„Dies ist nicht die Zeit für eine Frage, Kassapa. Wir haben (die Strasse) zwischen den Häusern betreten."
Ein zweites Mal sprach Kassapa, der tuchlose Asket, zu ihm:
„Wir würden Meister Gotama gerne zu einem bestimmten Punkt befragen, wenn er sich die Zeit nähme, unsere Fragen zu beantworten."
„Dies ist nicht die Zeit für eine Frage, Kassapa. Wir haben (die Strasse) zwischen den Häusern betreten."
Ein drittes Mal sprach Kassapa, der tuchlose Asket, zu ihm:
„Wir würden Meister Gotama gerne zu einem bestimmten Punkt befragen, wenn er sich die Zeit nähme, unsere Fragen zu beantworten."
„Dies ist nicht die Zeit für eine Frage, Kassapa. Wir haben (die Strasse) zwischen den Häusern betreten."
Nach diesen Worten sagte Kassapa, der tuchlose Asket,:
„Es ist nicht viel, was wir fragen wollen."
„Dann frage, wenn du möchtest."
„Meister Gotama, ist Stress (dukkha) selbst bewirkt?"
„Sage das nicht , Kassapa."
„Dann ist er fremd bewirkt?"
„Sage das nicht , Kassapa."
„Dann ist er selbst bewirkt als auch fremd bewirkt?"
„Sage das nicht , Kassapa."
„Dann ist es der Fall, dass Stress, da er weder selbst bewirkt noch fremd bewirkt ist, spontan entsteht?"
„Sage das nicht , Kassapa."
„Dann gibt es keinen Stress?"
„Es ist nicht der Fall, Kassapa, dass es keinen Stress gibt. Es gibt Stress."
„Nun, in diesem Fall kennt und sieht Meister Gotama Stress nicht?"
„Kassapa, es ist nicht so, dass ich Stress nicht kenne und nicht sehe. Ich kenne Stress. Ich sehe Stress."
„Nun, auf die Frage:
‚Meister Gotama, ist Stress selbst bewirkt?’, antwortet ihr:
‚Sage das nicht, Kassapa.’
„Auf die Frage:
‚Dann ist er fremd bewirkt?’, antwortet ihr:
‚Sage das nicht, Kassapa.’
„Auf die Frage:
‚Dann ist er selbst bewirkt als auch fremd bewirkt?’, antwortet ihr:
‚Sage das nicht, Kassapa.’
„Auf die Frage:
‚Dann ist es der Fall, dass Stress, da er weder selbst bewirkt noch fremd bewirkt ist, spontan entsteht?’, antwortet ihr:
‚Sage das nicht, Kassapa.’
„Auf die Frage:
‚Dann gibt es keinen Stress?’, antwortet ihr:
‚Es ist nicht der Fall, Kassapa, dass es keinen Stress gibt. Es gibt Stress.’
„Auf die Frage:
‚Nun, in diesem Fall kennt und sieht Meister Gotama Stress nicht?’, antwortet ihr:
‚Kassapa, es ist nicht so, dass ich Stress nicht kenne und nicht sehe. Ich kenne Stress. Ich sehe Stress.’
Dann erklärt mir Stress, erhabener Herr. Belehrt mich über Stress, erhabener Herr!"
„,Wer handelt, ist jener, der (die Folgen der Handlung) erfährt’ läuft auf die Ewigkeits-Behauptung ‚von Anfang an bestehend, ist Stress selbst bewirkt’ hinaus.
‚Wer handelt, ist ein anderer als jener, der (die Folgen der Handlung) erfährt’ (2) läuft auf die Vernichtungs- Behauptung ‚für den Existierenden, dem Gefühl auferlegt ist, ist Stress fremd bewirkt’ hinaus.
„Diese beiden Extreme vermeidend, lehrt der Tathagata das Dhamma der Mitte:
Von Unwissenheit als erforderliche Bedingung kommen Gebilde (sankhāra).
Von Gebilden als erforderliche Bedingung kommt Bewusstheit (viññana).
Von Bewusstheit als erforderliche Bedingung kommen Name und Form.
Von Name und Form als erforderliche Bedingung kommen die sechs Sinnesträger.
Von den sechs Sinnesträgern als erforderliche Bedingung kommt Kontakt.
Von Kontakt als erforderliche Bedingung kommt Gefühl.
Von Gefühl als erforderliche Bedingung kommt Begehren.
Von Begehren als erforderliche Bedingung kommt Anhaften/Ernährung.
Von Anhaften/Ernährung als erforderliche Bedingung kommt Werden.
Von Werden als erforderliche Bedingung kommt Geburt.
Aus Geburt als erforderliche Bedingung erfolgen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Entstehung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.
„Nun von dem restlosen Verblassen und der Beendigung genau dieser Unwissenheit kommt die Beendigung von Gebilden.
Von der Beendigung von Gebilden kommt die Beendigung von Bewusstheit.
Von der Beendigung von Bewusstheit kommt die Beendigung von Name und Form.
Von der Beendigung von Name und Form kommt die Beendigung der sechs Sinnesträger.
Von der Beendigung der sechs Sinnesträger kommt die Beendigung von Kontakt.
Von der Beendigung von Kontakt kommt die Beendigung von Gefühl.
Von der Beendigung von Gefühl kommt die Beendigung von Begehren.
Von der Beendigung von Begehren kommt die Beendigung von Anhaften/Ernährung.
Von der Beendigung von Anhaften/Ernährung kommt die Beendigung von Werden.
Von der Beendigung von Werden kommt die Beendigung von Geburt.
Durch die Beendigung von Geburt erlöschen Alterung, Tod, Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.
Derart ist die Beendigung dieser ganzen Fülle an Stress und Leiden.“
Nach diesen Worten sagte Kassapa, der tuchlose Asket:
„Großartig, Herr. Großartig! Als ob er aufrecht stellen würde, was umgestürzt war, enthüllen würde, was verborgen war, dem Verlorenem den Weg zeigen würde oder eine Lampe in die Dunkelheit tragen würde, so dass jene mit Augenlicht Formen sehen könnten,
in gleicher Weise hat der Erhabene - durch viele Denkweisen - das Dhamma klar gemacht. Ich gehe zum Erhabenen, zum Dhamma und zur Mönchsgemeinschaft als Zuflucht. Möge der Erhabene sich an mich als Laiengetreuen erinnern, der von diesem Tag an Zuflucht genommen hat, fürs Leben."
„Jeder, Kassapa, der zuvor einer anderen Sekte angehörte und Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) und die Mönchsweihe in dieser Lehre und Ordensschulung wünscht, muss sich zuerst einer Bewährung von vier Monaten unterziehen. Wenn am Ende von vier Monaten die Mönche entschlußkräftig sind, geben sie ihm den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) und die Mönchsweihe in den Mönchsstand. Aber ich kenne diesbezüglich Unterschiedlichkeit bei Personen."
„Herr, wenn das so ist, bin ich bereit, mich einer Bewährung von vier Monaten zu unterziehen. Wenn am Ende von vier Monaten die Mönche entschlußkräftig sind, sollen sie mir den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) und die Mönchsweihe in den Mönchsstand geben.“
Dann erhielt Kassapa, der tuchlose Asket, den Auszug (in das Leben eines Wandermönchs) und die Mönchsweihe im Beisein des Erhabenen. Und nicht lange nach seiner Aufnahme - als er alleine, zurückgezogen, umsichtig, eifrig und entschlossen verweilte - erreichte er in kurzer Zeit das höchste Ziel des heiligen Lebens, für das Sippenmitglieder richtig vom häuslichen Leben in die Hauslosigkeit ziehen, und verblieb darin, es genau im Hier und Jetzt für sich selbst erfahrend und verwirklichend. Er wusste:
„Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt. Es gibt nichts weiteres um dieser Welt Willen."
Und so wurde der ehrwürdige Kassapa ein weiterer Arahant.
Anmerkungen
(1) Acela: Einer ohne Tuch. Oft als ‚nackt’ übersetzt, aber wie MN45 aufzeigt, könnte eine solche Person Kleidungsstücke, die aus etwas anderem als Tuch gemacht sind, tragen.
(2) Diese Aussage ist eine Vernichtungstheorie, insofern dass sie unterstellt, dass die persönliche Identität einfach nur eine Reihenfolge ganz verschiedener Personen ist. Die eine verschwindet, um von einem anderen wiederholt im Laufe der Zeit ersetzt zu werden.
In anderen Worten X, welcher die Tat getan hat, deren Früchte X jetzt erlebt, ist ein ganz anderer X als X, welcher es jetzt erlebt. Der erste X ist verschwunden und wurde durch einen anderen ersetzt. Der Buddha vermeidet diesen Fehler - und den Fehler Ewigkeitstheorie von Selbst Verursachung - indem er sich weigert, sich in Fragen der persönlichen Identität zu verstricken lassen.
19 Der Dumme und der Weise Mensch
In Savatthi verweilend.
„Wenn ein dummer Mensch durch Unwissenheit behindert und mit Begehren verbunden ist, ergibt sich dieser Körper. Nun ist da sowohl dieser Körper als auch äußerliche Name und Form. Hier, in Abhängigkeit dieser Dualität, gibt es Kontakt bei den sechs Sinnen. Durch diese berührt, entweder durch den einen oder einen anderen von ihnen, fühlt der dummer Mensch Wohlgefühl oder Wehgefühl.
„Wenn ein weiser Mensch durch Unwissenheit behindert und mit Begehren verbunden ist, ergibt sich dieser Körper. Nun ist da sowohl dieser Körper als auch äußerliche Name und Form. Hier, in Abhängigkeit dieser Dualität, gibt es Kontakt bei den sechs Sinnen. Durch diese berührt, entweder durch den einen oder einen anderen von ihnen, fühlt der weise Mensch Wohlgefühl oder Wehgefühl.
„Was ist der Unterschied, was ist die Unterscheidung, was ist das Unterscheidungsmerkmal zwischen dem dummen und dem weisen Menschen?
„Für uns, Herr, haben die Lehren den Erhabenen als ihre Wurzel, als ihren Führer und als ihren Schiedsmann. Es wäre gut, wenn der Erhabene selbst die Bedeutung dieser Aussage erläutern würde. Nachdem sie es von dem Erhabenen gehört haben, werden sich die Mönche daran erinnern."
„In diesem Fall, Mönche, hört aufmerksam zu. Ich werde sprechen."
„Wie ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.
Der Erhabene sprach:
„Die Unwissenheit, durch welche der dumme Mensch behindert ist, und das Begehren, mit welchem der dumme Mensch verbunden ist, durch welche sich dieser Körper ergibt, diese Unwissenheit wurde von dem dummen Menschen nicht aufgegeben. Dieses Begehren wurde von dem dummen Menschen nicht aufgegeben,. Warum ist das so?
Der dumme Mensch hat das heilige Leben für das rechte Enden von Stress (dukkha) nicht geführt. Daher wird er beim Zerfall des Körpers mit einem (neuen) Körper versehen. Da er mit einem Körper versehen wird, er ist nicht ganz von Geburt, Alterung und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung befreit. Ich sage euch, er ist nicht ganz von Stress und Leiden befreit.
„Die Unwissenheit, durch die der weise Mensch behindert ist, und das Begehren, mit welchem der weise Mensch verbunden ist, durch welche sich dieser Körper ergibt, diese Unwissenheit wurde von dem weisen Menschen aufgegeben. Dieses Begehren wurde von dem weisen Menschen aufgegeben,. Warum ist das so?
Der weise Mensch hat das heilige Leben für das rechte Enden von Stress geführt. Daher wird er beim Zerfall des Körpers mit keinem (neuen) Körper versehen. Da er mit keinem Körper versehen wird, er ist ganz von Geburt, Alterung und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung befreit. Ich sage euch, er ist ganz von Stress und Leiden befreit.“