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35.23

23 Alles

 

„Mönche, ich werde euch ‚Alles’ (1) lehren.  Hört aufmerksam zu.  Ich werde sprechen."

„Wie ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.


Der Erhabene sprach:

„Was ist ‚Alles’? 

Einfach das Auge und die Formen, das Ohr und die Laute, die Nase und die Düfte, die Zunge und die Geschmäcker, der Körper und die Tastempfindungen, der Intellekt und die Gedanken. 

Dies, Mönche, nennt man ‚Alles’. (2)

 

„Wer sagen würde:

,Ich lehne dieses ‚Alles’ ab und werde ein anderes (‚Alles’) bekannt machen', wäre, wenn er über den Sachverhalt dieser Aussage befragt würde, nicht in der Lage, ihn zu erklären und würde darüber hinaus auf Ärger stoßen.  Warum?

Weil es außerhalb des (Sinnen-) Bereichs liegt."

 


Anmerkungen


(1)  ,Alles’ kann man auch mit das ,Ganze, das All’ übersetzen. 


(2)  Es ist sehr eigenartig, wie der Kommentar diese Rede betrachtet.

Zuerst entwirft er drei andere ,Alles’ zusätzlich zu jenem, das hier definiert ist, wovon eins vermeintlich noch umfangreicher wäre als jenes, das hier definiert ist, nämlich die Allheit Allwissenheitdes Buddha.  Und dies der Tatsache zum Trotz, dass die Rede besagt, dass die Beschreibung eines solchen ‚Alles’ außerhalb eines Erklärungsbereichs liegt.


Zweitens schließt der Kommentar Nibbana (Entfesselung) im Rahmen des hier beschriebenen ,Alles' mit ein - als ein Dhamma oder Geistesgegenstand - obwohl es viele andere Reden im Kanons gibt, die ausdrücklich besagen, dass Nibbana außerhalb des Bereichs der sechs Sinne und deren Objekten liegt.

Zum Beispiel gibt Sn 5.6 an, dass eine Person, die Nibbana erreicht hat, alle Erscheinungen (sabbe dhamma) überwunden hat und daher nicht beschrieben werden kann.

MN 49 erörtert eine ,Bewusstsheit ohne Funktion’ (viññanam anidassanam), die nicht an der ,Allheit des Alles’ teilhat.

Darüber hinaus besagt die darauffolgende Rede (SN 35.24), dass ,Alles’ aufzugeben ist.  Nirgendwo im Kanon steht, dass Nibbana aufzugeben ist.  Nibbana folgt aus der Beendigung (nirodha), welche zu verwirklichen ist.  Sobald Nibbana verwirklicht wird, gibt es keine weiteren Aufgaben zu tun.


Es scheint also eher, dass die Erörterung dieser Rede von ,Alles’ dazu bestimmt ist, die Verwendung des Wortes ,Alles' in den ganzen Lehren des Buddha auf die sechs Sinnesbereiche und ihre Objekte einzugrenzen. 

Wie die darauffolgende Rede dann zeigt, würde dies auch die Bewusstheit, den Kontakt und die Gefühle einschließen, die mit den sechs Sinnesbereichen und ihren Objekten verbunden sind.  Nibbana läge außerhalb des Begriffs ,Alles’. 

Dies würde mit einer anderen Ansicht übereinstimmen, die man mehrere Male im Kanon finden kann, nämlich dass Leidenschaftslosigkeit das höchste aller Dhamma ist (Iti 90), obgleich der Arahant selbst Leidenschaftslosigkeit überwunden hat (Sn 4.6; Sn 4.10).


Damit stellt sich die Frage, wenn das Wort ,Alles’ Nibbana nicht beinhaltet, ob das dann hieße, dass man aus der Aussage - alle Erscheinungen sind Nicht-Selbst - schließen kann, dass Nibbana Selbst sei?  Die Antwort ist nein.

Dazu siehe AN 4.174, welche besagt, schon alleine zu fragen, ob es bei der Beendigung der sechs Sinnesbereiche noch etwas gibt oder nichts mehr gibt (oder beides oder keines von beiden), ist das zu differenzieren, was ist von Natur aus undifferenzierbar ist (oder das Nicht-Objektivierbare zu objektivieren).  (Siehe Einführung zu MN 18).

Der Differenzierungsbereich geht nur so weit wie ,Alles’.  Die Wahrnehmungen eines Selbst oder Nicht-Selbst, welche als Differenzierung zählen würden, würden nicht außerhalb von ,Alles’ gelten.  Wenn die Beendigung von ,Alles’ erfahren wird, ist die gesamte Differenzierung gestillt.

35.24
35.28
35.63

28 Die Rede über das Feuer

 

Ich habe gehört, dass sch bei einer Gelegenheit der Erhabene in Gaya, am Gaya Kopfe, mit 1000 Mönchen aufhielt.  Dort richtete er sich die Mönche:


„Mönche, ‚Alles’ steht in Flammen.  Welches ‚Alles’ steht in Flammen?

Das Auge steht in Flammen.  Die Formen stehen in Flammen.  Die Augen-Bewusstheit (Sehbewusstheit) steht in Flammen.  Der Augen-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Augen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht womit in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.


„Das Ohr steht in Flammen.  Die Laute stehen in Flammen.  Die Ohr-Bewusstheit (Hörbewusstheit) steht in Flammen.  Der Ohr-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Ohr-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht womit in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.


„Die Nase steht in Flammen.  Die Düfte stehen in Flammen.  Die Nasen-Bewusstheit (Riechbewusstheit) steht in Flammen.   Der Nasen-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Nasen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht womit in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.


„Die Zunge steht in Flammen.  Die Geschmäcker stehen in Flammen.  Die Zungen-Bewusstheit (Schmeckbewusstheit) steht in Flammen.  Zungen-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Zungen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht womit in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.


„Der Körper steht in Flammen.  Die Tastempfindungen stehen in Flammen.  Die Körper-Bewusstheit steht in Flammen.  Der Körper-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Körper-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht mit was in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.

 

„Der Intellekt steht in Flammen.  Die Gedanken stehen in Flammen.  Die Intellekt-Bewusstheit steht in Flammen.  Der Intellekt-Kontakt steht in Flammen.  Und was auch immer durch den Intellekt-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch das steht in Flammen.  Steht mit was in Flammen?  Steht mit dem Feuer der Leidenschaft in Flammen, mit dem Feuer der Abneigung in Flammen, mit dem Feuer der Verblendung in Flammen.  Steht in Flammen, so sage ich euch, mit Geburt, Altern und Tod, mit Kummer, Klagen, Schmerz, Betrübnis und Verzweiflung.


„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich des Auges ernüchtert, hinsichtlich der Formen ernüchtert, hinsichtlich der Augen-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Augen-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Augen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.


„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen Schüler der Edlen hinsichtlich des Ohrs ernüchtert, hinsichtlich der Laute ernüchtert, hinsichtlich der Ohr-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Ohr-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Ohr-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.

 

„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich der Nase ernüchtert, hinsichtlich der Düfte ernüchtert, hinsichtlich der Nasen-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Nasen-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Nasen -Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.


„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich der Zunge ernüchtert, hinsichtlich der Geschmäcker ernüchtert, hinsichtlich der Zungen-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Zungen-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Zungen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.


„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich des Körpers ernüchtert, hinsichtlich der Tastempfindungen ernüchtert, hinsichtlich der Körper-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Körper-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Körper -Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.


„Auf diese Weise sehend wird der gut unterwiesener Schüler der Edlen hinsichtlich des Intellekts ernüchtert, hinsichtlich der Gedanken ernüchtert, hinsichtlich der Intellekt-Bewusstheit ernüchtert, hinsichtlich des Intellekt-Kontakts ernüchtert.  Und was auch immer durch Intellekt-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - auch hinsichtlich dessen wird er ernüchtert.

 

„Ernüchtert, wird er leidenschaftslos.  Durch Leidenschaftslosigkeit wird er vollends befreit.  Mit der vollen Befreiung kommt die Kenntnis auf ‚vollends befreit’.  Er erkennt:

‚Die Geburt ist beendet, das heilige Leben erfüllt, die Aufgabe erledigt.  Es gibt nichts weiteres um dieser Welt willen.’“


So sprach der Erhabene.  Entzückt, freuten sich die Mönche an den Worten des Erhabenen.

Und während diese Erläuterung gegeben wurde, wurden die Herzen der 1000 Mönche aufgrund von Nicht-Anhaften (Nicht Ernährt Werden) vollends von den Ausströmungen (āsava) befreit.

35.69
35 Salayatana-samyutta  —  Die sechs Sinne

SN 35.23 Sabba Sutta - Alles
 

SN 35.24 Pahanaya Sutta - Aufzugeben
 

SN 35.28 Adittapariyaya Sutta - Die Rede über das Feuer 

SN 35.63 Migajala Sutta

 

SN 35.69 Upasena Sutta

 

SN 35.74 Gilana Sutta

 

SN 35.75 Gilana Sutta

 

SN 35.80 Avijja Sutta

 

SN 35.82 Loka Sutta - Die Welt
 

SN 35.85 Suñña Sutta

 

SN 35.88 Punna Sutta

 

SN 35.93 Dvaya Sutta

 

SN 35.95 Malunkyaputta Sutta

 

SN 35.97 Pamadaviharin Sutta

 

SN 35.99 Samadhi Sutta

 

SN 35.101 Na Tumhaka Sutta 

SN 35.113 (116) Loka Sutta

SN 35.114
(117) Kamaguna Sutta

 

SN 35.115 Marapasa Sutta

 

SN 35.127 Bharadvaja Sutta

 

SN 35.135 Khana Sutta

 

SN 35.145 Kamma Sutta - Handlung
 

SN 35.153 Indriya Sutta

 

SN 35.189 Balisika Sutta

 

SN 35.191 Kotthita Sutta - An Kotthita
 

SN 35.193 Udayin Sutta

 

SN 35.197 Asivisa Sutta 

SN 35.198 Ratha Sutta

 

SN 35.199 Kumma Sutta

 

SN 35.200 Daruka-khandha Sutta

 

SN 35.202 Avassuta Sutta

 

SN 35.204 Kimsuka Sutta

 

SN 35.205 Vina Sutta

 

SN 35.206 Chappana Sutta

 

SN 35.207 Yavakalapi Sutta

24 Aufzugeben


„Mönche, ich werde euch ‚Alles’ (1) als eine Erscheinung, welche aufzugeben ist, lehren.  Hört aufmerksam zu.  Ich werde sprechen."

„Wie ihr sagt, Herr", antworteten die Mönche.


Der Erhabene sprach:

„Und welches ‚Alles’ ist eine Erscheinung, welche aufzugeben ist? 

 

„Das Auge ist aufgegeben. (2)  Die Formen sind aufzugeben.  Die Augen-Bewusstheit (Sehbewusstheit) ist aufzugeben.  Der Augen-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Augen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.

 

„Das Ohr ist aufzugeben.  Die Laute sind aufzugeben.  Die Ohr-Bewusstheit (Hörbewusstheit) ist aufzugeben.  Der Ohr-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Ohr-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.


„Die Nase ist aufzugeben.  Die Düfte sind aufzugeben.  Die Nasen-Bewusstheit (Riechbewusstheit) ist aufzugeben.  Der Nasen-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Nasen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.


„Die Zunge ist aufzugeben.  Die Geschmäcker sind aufzugeben.  Die Zungen-Bewusstheit (Schmeckbewusstheit) ist aufzugeben.  Der Zungen-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Zungen-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.


„Der Körper ist aufzugeben.  Die Tastempfindungen sind aufzugeben.  Die Körper-Bewusstheit ist aufzugeben.  Der Körper-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Körper-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.

„Der Intellekt ist aufzugeben.  Die Gedanken sind aufzugeben.  Die Intellekt-Bewusstheit ist aufzugeben.  Der Intellekt-Kontakt ist aufzugeben.  Und was auch immer durch den Intellekt-Kontakt bedingt entsteht - als Wohlgefühl, Wehgefühl oder weder Wohl- noch Wehgefühl erlebt - das ist ebenso aufzugeben.

 

„Dies nennt man ‚Alles’ als eine Erscheinung, welche aufzugeben ist."

 


Anmerkungen


(1)  ,Alles’ kann man auch mit das ,Ganze, das All’ übersetzen. 

 

(2)  Das Auge usw. aufzugeben, bedeutet hier, Leidenschaft und Begierde für diese Dinge aufzugeben.

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