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11.3

3 Die Spitze der Standarte


Bei einer Gelegenheit hielt sich der Erhabene in der Nähe Savatthi im Jeta Hain, Anathapindikas Kloster, auf.  Dort richtete er sich die Mönche;

„Mönche!"

„Ja, Herr", antworteten ihm die Mönche.

Der Erhabene sprach:

„Mönche, einmal waren die Devas und Asuras zum Kampfe aufgestellt.  Dann richtete sich Sakka, der Anführer der Devas, an die Devas der Dreiunddreißig.

‚Sollte, liebe Verehrten, wenn die Devas in den Kampf gezogen sind, Furcht, Angst oder Haarsträuben aufkommen, dann solltet ihr bei dieser Gelegenheit zur Spitze meiner Standarte emporblicken.  Denn wenn ihr zur Spitze meiner Standarte emporblickt, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„‚Solltet ihr nicht zur Spitze meiner Standarte emporblicken können, dann solltet ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Pajapati emporblicken.  Denn wenn ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Pajapati emporblickt, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„‚Solltet ihr nicht zur Spitze der Standarte des Devakönigs Pajapati emporblicken können, dann solltet ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Varuna emporblicken.  Denn wenn ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Varuna emporblickt, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„‚Solltet ihr nicht zur Spitze der Standarte des Devakönigs Varuna emporblicken können, dann solltet ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Isana emporblicken.  Denn wenn ihr zur Spitze der Standarte des Devakönigs Isana emporblickt, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„Dennoch, Mönche, wenn man zur Spitze der Standarte des Devakönigs Sakka emporblickt oder wenn man zur Spitze der Standarte des Devakönigs Pajapati emporblickt oder wenn man zur Spitze der Standarte des Devakönigs Varuna emporblickt oder wenn man zur Spitze der Standarte des Devakönigs Isana emporblickt,

mag welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben werden oder auch nicht aufgegeben werden. 

 

„Warum ist das so?

Weil Sakka der Anführer der Devas nicht frei von Leidenschaft, nicht frei von Abneigung, nicht frei von Verblendung ist.  Er ist furchtsam, angstvoll, ängstlich und läuft davon.

„Aber, ich sage euch, sollte, wenn ihr in die Wildnis, in den Schatten eines Baumes oder in eine leere Behausung gegangen seid - Furcht, Angst oder Haarsträuben aufkommen, dann solltet ihr euch bei dieser Gelegenheit mich ins Gedächtnis rufen:

‚Wahrhaftig, der Erhabene ist würdig und recht selbst-erwacht, vollendet im klaren Wissen und Wandel, wohl gegangen, ein Kenner der Welt, unübertroffener Meister derer, die bereit sind gebändigt zu werden, Lehrer der Menschen und himmlischen Wesen, erwacht, erhaben.’

Denn wenn ihr euch mich ins Gedächtnis ruft, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„Wenn ihr euch mich nicht ins Gedächtnis rufen könnt, dann solltet ihr euch das Dhamma ins Gedächtnis rufen:

‚Das Dhamma ist vom Erhabenen gut erläutert, hier und jetzt sichtbar, zeitlos, zum Überprüfen einladend, zuträglich und von den Weisen, jeder für sich, zu verwirklichen.’

Denn wenn ihr euch das Dhamma ins Gedächtnis ruft, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

„Wenn ihr euch das Dhamma nicht ins Gedächtnis rufen könnt, dann solltet ihr euch die Sangha ins Gedächtnis rufen:

‚Die Sangha der Schüler des Erhabenen, die sich gut geübt haben, die sich geradlinig geübt haben, die sich gezielt geübt haben, die sich meisterlich geübt haben - in anderen Worten die vier Arten (der edlen Schüler) als Paar gesehen, die acht Arten einzeln gesehen (1) - dies ist die Sangha der Schüler des Erhabenen:

sie sind der Geschenke würdig, der Gastfreundschaft würdig, der Gaben würdig, der Achtung würdig, das unvergleichliche Verdienstfeld für die Welt.’

Denn wenn ihr euch die Sangha ins Gedächtnis ruft, dann wird welch auch immer entstandene Furcht, Angst oder Haarsträuben aufgegeben.

 

„Warum ist das so?

Weil der Tathagata, würdig und recht selbst-erwacht, frei von Leidenschaft, frei von Abneigung, frei von Verblendung ist.  Er ist weder furchtsam, angstvoll, ängstlich noch läuft er davon.“
 

So sprach der Erhabene.  Als er jenes gesagt hatte, sagte der Eine Wohlgegangene, der Lehrer weiterhin:

 


In der Wildnis,

im Schatten eines Baumes,

in einer leeren Behausung, Mönche,

ruft euch den Buddha ins Gedächtnis

und es wird keine Furcht bestehen.

 

Wenn ihr euch den Buddha nicht ins Gedächtnis rufen könnt

- den besten in der Welt,

den Männerstier -

dann solltet ihr euch das Dhamma ins Gedächtnis rufen,

hinausführend und wohl gelehrt.

 

Wenn ihr euch das Dhamma nicht ins Gedächtnis rufen könnt,

- hinausführend,

wohl gelehrt -

dann solltet ihr euch die Sangha ins Gedächtnis rufen,

das Verdienstfeld, das unübertroffene.

 

Wenn ihr euch den Buddha so ins Gedächtnis ruft

und das Dhamma und die Sangha, Mönche,

wird weder Furcht entstehen,

noch Angst

noch Haarsträuben.

 


Anmerkungen


(1)  Die vier Paare sind

die Person auf dem Pfad des Strom-Einritts, die Person, die die Frucht des Strom-Einritts erlebt;

die Person auf dem Pfad des Einmal-Wiederkehrenden, die Person, die die Frucht des Einmal-Wiederkehrenden, erlebt;

die Person auf dem Pfad des Nicht-Wiederkehrenden, die Person, die die Frucht des Nicht-Wiederkehrenden erlebt;

die Person auf dem Pfad der Arahatschaft, die Person, die die Frucht der Arahatschaft erlebt;

Die acht Personen sind die acht Arten, die diese vier Paare bilden.

11.5

5 Der Sieg durch das Wohlgesprochene
 

Bei einer Gelegenheit hielt sich der Erhabene in der Nähe Savatthi im Jeta Hain, Anathapindikas Kloster, auf.  Dort richtete er sich die Mönche;

„Mönche!"

„Ja, Herr", antworteten ihm die Mönche.

Der Erhabene sprach:

„Mönche, einmal waren die Devas und Asuras zum Kampfe aufgestellt.  Dann richtete sich Vepacitti, der Asurakönig, an Sakka, den Devakönig:

‚Es sei der Sieg durch das Wohlgesprochene (beschert).’

„‚Ja, Vepacitti, es sei der Sieg durch das Wohlgesprochene.’

„Also ernannten die Devas und Asuras Ratsmitglieder, (wobei sie dachten:)

‚Diese werden für uns entscheiden, was wohl gesprochen und was schlecht gesprochen ist.’

„Dann sprach der Vepacitti, der Asurakönig, zu Sakka, dem Devakönig:

‚Sage einen Vers auf, Devakönig!'

„Nach diesen Worten sprach Sakka, der Devakönig, zu Vepacitti, dem Asurakönig:

‚Aber ihr seid die hier die älteren Gottheiten, Vepacitti.  Sage du einen Vers auf.’

„Nach diesen Worten trug Vepacitti diesen Vers vor:

 

‚Die Dummen würden noch mehr aufflammen,

wenn es keine Abwehr gäbe.

Deshalb sollte ein Erleuchteter

mit einem großen Stock

den Dummen abwehren.’

 

„Als Vepacitti diesen Vers gesprochen hatte, klatschten die Asuras und die Devas schwiegen. Nun sprach Vepacitti zu Sakka:

‚Sage einen Vers auf, Devakönig!'

„Nach diesen Worten trug Sakka diesen Vers vor:

 

‚Dies, so denke ich,

ist die einzige Abwehr gegen einen Dummen:

wenn, wohl wissend, dass der andere zornig ist,

man achtsam ruhig wird.’


„Als Sakka diesen Vers gesprochen hatte, klatschten die Devas und die Asuras schwiegen.  Nun sprach Sakka zu Vepacitti:

‚Sage einen Vers auf, Vepacitti!'

„Nach diesen Worten trug Vepacitti diesen Vers vor:

 

‚Vasava, (2) ich sehe einen Fehler

in genau dieser Nachsicht:

Wenn der Dumme denkt:

‚Er ist nachsichtig,

aus Furcht vor mir’,

ist der Tor einem immer mehr auf den Fersen -

wie eine Kuh, jenem, der davon läuft.’

 

„Als Vepacitti diesen Vers gesprochen hatte, klatschten die Asuras und die Devas schwiegen. Nun sprach Vepacitti zu Sakka:

‚Sage einen Vers auf, Devakönig!'


„Nach diesen Worten trug Sakka diesen Vers vor:
‚Es spielt keine Rolle, ob er denkt:

‚Er ist nachsichtig,

aus Furcht vor mir’,

Das eigene wahre Gute ist der höchste Lohn.

Es gibt

nichts besseres

als Geduld.

 

Wenn auch immer, wer stark,

nachsichtig ist

gegenüber dem Schwachen,

so ist dies die höchste Geduld.

Der Schwache muss stets geduldig sein.

 

Man nennt diese Stärke

Nicht-Stärke,

wessen Stärke auch immer

die Stärke des Dummen ist.

Es gibt keinen Vorwurf

gegen den Starken

welcher - bewacht durch - das Dhamma bewacht.

 

Man macht alles noch schlimmer,

wenn man dem Zornigen

erzürnt.

Wer auch immer dem Zornigen

nicht erzürnt.

gewinnt einen Kampf,

der schwer zu gewinnen ist.

 

Man bewirkt einen zweifachen Nutzen -

- den eigenen und den des Anderen -

wenn, wohl wissend, dass der andere zornig ist,

man achtsam ruhig wird.

Wenn man eine zweifache Heilung bewirkt -

- die eigene und die des Anderen -

sind jene, die denken, dass man ein Dummer sei,

nicht des Dhamma kundig.


„Als Sakka diesen Vers gesprochen hatte, klatschten die Devas und die Asuras schwiegen.  Dann sprachen die Deva- und Asura-Ratsmitglieder:

‚Die von Vepacitti, dem Asura-König, gesprochenen Verse liegen im Bereich der Schwerter und Waffen, also Auseinandersetzungen, Streit und Zank.  

Die von Sakka, dem Devakönig, gesprochenen Verse liegen außerhalb des Bereichs der Schwerter und Waffen, also weder Auseinandersetzungen, Streit noch Zank. Der Sieg durch das Wohlgesprochene geht an Sakka, den Devakönig.’

„Und auf diese Weise, Mönche, ging der Sieg durch das Wohlgesprochene an Sakka, den Devakönig."

 


Anmerkungen


(1)  Die Devas und Asuras waren zwei Gruppen von Gottheiten, die über die Kontolle des Himmels kämpften (wie die Götter und Titanen in der griechischen Mythologie).  Die Devas gewannen schlussendlich. Die Asuras, die für ihre heftigen Zorn bekannt waren, wurden später als zornige Dämonen klassifiziert und in einigen buddhistischen Kosmologien als eine Klasse betrachtet, die niederer als die Menschen ist.
 

(2)  Vasava - mächtig - ist eins der Epitheta von Sakka.

11  Sakka-samyutta  —  Sakka (der Devakönig)

SN 11.3 Dhajagga Sutta - Die Spitze der Standarte

 

SN 11.5 Subhasita-jaya Sutta - Der Sieg durch das Wohlgesprochene

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